Medizintechnik und die Wichtigkeit von innovativen IT-Prozessen: Wohin entwickelt sich die Wachstumsbranche?
Der zentrale Treiber innerhalb der Medizinbranche ist der technische Fortschritt. Dieser hat Auswirkungen auf verschiedenste Bereiche. Welche aktuellen Entwicklungen es zum Thema Medizintechnik auch in Kombination mit IT-Themen gibt, erläutern wir in unserem Fachartikel. Technologischer Fortschritt führt zu einer Evolution innerhalb einer seit jeher zum Wandel angehaltenen Branche. Insgesamt ist die Medizintechnikbranche eine Branche im Wachstum. Das hat die Entwicklung der letzten Jahre gezeigt. So lag der Umsatz im Jahr 2019 bei rund 33 Mrd. EUR im Bereich MedTech.
Die Branche ist sowohl in Deutschland als auch international mittelständisch geprägt. In Deutschland ist das zentrale Medicalcluster in Baden-Württemberg. In den letzten Jahren haben medizintechnische Unternehmen in Baden-Württemberg gemeinsam mit Kliniken und anderen medizinischen Versorgern ein gutes Netz aus Zulieferern und Abnehmern etabliert. Mit mehr als 600 Unternehmen ist der Südwesten von Deutschland einer der europaweit führenden Standorte auf dem Gebiet der Medizintechnik. Internationale Großunternehmen wie die Aesculap AG und die Karl Storz GmbH & Co. KG sind ebenso in der Branche tätig wie viele kleine und mittlere Unternehmen.
Die stärksten Umsatztreiber im Bereich Medizintechnik sind die In-Vitro Diagnostik, Kardiologie und bildgebende Diagnostik. In diesen Bereichen ist eine gewisse Sättigung des Marktes festzustellen. Die Innovationssegmente im Bereich der Medizintechnik liegen heute woanders: Welche innovativen Prozesse und Anwendungen das sind, lesen Sie weiterführend.
Technologische Trends in der Medizinbranche
Den größten Einfluss auf den medizintechnischen Fortschritt hat mit Sicherheit die Digitalisierung. In einem unserer letzten Fachartikel widmeten wir uns bereits anhand eines konkreten Fallbeispiels dieser Thematik. Schauen wir nun aus der Vogelperspektive auch auf weitere Trends. Durch Mikrosystemtechnik, Nanotechnologie und optische Technologien wird die Miniaturisierung von Produkten auf den Weg gebracht. Der Stand der Technik ist heute soweit, dass wir über implantierbare Mikrosysteme, die aktiv oder passiv, sensorisch, telemetrisch oder mit Nervenankopplung funktionieren, reden können. Auch die Art der operativen Eingriffe wird sich grundlegend ändern. Diese werden künftig noch häufiger mit minimal-invasiver Chirurgie ausgeführt: bildgeführt, katheterbasiert oder endoskopisch.
Daneben etabliert sich die Molekularisierung – repräsentiert durch die Biotechnologie, Zell- und Gewebetechnik. Die Medizintechnik wird speziell für die regenerative Medizin wichtiger werden, vor allem dann, wenn die Forschungen der Zell- und Gewebetechnik zur Anwendung kommen. Der nächste große Schritt in der Revolution der Gesundheitsversorgung wird, wie in vielen anderen Bereichen, die Künstliche Intelligenz (KI) sein. Die KI umfasst intelligente Datenanalyse und Datennutzung über Algorithmen, die ständig dazulernen und besser werden. Als unterstützendes Ergänzungstool eignen sich Systeme, die eine genauere Trefferwahrscheinlichkeit bei Diagnosen ermöglichen, um das Fehlerpotenzial bei Auslastungsspitzen auf Ärzteseite zu minimieren.
Problemfelder der operativen Umsetzung
Bis der augenscheinliche Wandel in der operativen Praxis Umsetzung erfahren wird, ist noch einiges zu tun. Neben Prestigeprojekten, wie sie beispielsweise im Universitätsklinikum Hamburg umgesetzt worden sind, gibt es insgesamt Anlaufschwierigkeiten: Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser verfügt aktuell über keine eigene Digitalstrategie, an der Umsetzung mangelt es oft noch. Die Gründe, weshalb in Sachen Digitalisierung oftmals der Kompass fehlt, sind mannigfaltig:
- Die Finanzierungsmöglichkeiten bereiten oft Schwierigkeiten.
- Ein weiteres Hemmnis ist die mangelnde Kompatibilität bzw. Interoperabilität der IT.
- Ein Prozessstilstand, aufgrund unlösbarer Barrieren bei der IT-Umstellung, stellt ein Sicherheitsrisiko dar, was dazu führt, dass dieses wichtige Thema nicht angegangen wird.
- An anderer Stelle liegt das Problem strukturell tiefer: Fehlt die Struktur in den Kernprozessen eines Krankenhauses, ist auf diesem unzureichenden Fundament keine IT oder Digitalstrategie implementierbar.
Ein weiteres wichtiges Thema ist der Datenschutz. Werden die Prozesse für ein höheres Maß an Digitalisierung geöffnet, besteht die Gefahr für Cyberattacken und Sicherheitslücken allgemein. Die Politik hat in dieser Sache Unterstützung zugesagt: Ende 2015 trat das Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen in Kraft. Dieses eHealth-Gesetz soll dazu beitragen, die unbestreitbar großen Chancen der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen künftig besser zu nutzen. Das Gesetz fördert unter anderem telemedizinische Behandlungsmöglichkeiten und den elektronischen Medikationsplan. Bis 2021 soll das Gesetz umgesetzt werden. Doch was können behandelnde Einrichtungen aus sich selbst heraus leisten?
Implementierung von IT-Prozessen
Die Implementierung einer ganzheitlichen Digitalstrategie ist nicht immer direkt möglich, von daher ist es notwendig, sich selektiv jene Prozesse herauszusuchen, die standardisierbar sind. Eher weichere Faktoren, ohne die gesamte Prozesskette des Krankenhauses zu ändern, sind beispielsweise das automatische Einchecken eines Patienten mit Hilfe der elektronischen Gesundheitskarte, das Tracking von Patienten durch das Krankenhaus oder die automatische Übertragung von Testergebnissen auf die mobilen Geräte. Weiter ist es von Vorteil, wenn sich Krankenhausbetreiber an bereits existenten Referenzprojekten orientieren, sich also zunächst fachlichen Input holen, bevor die Umsetzung erfolgt. Während sich kaufmännische Faktoren wie benötigte Investitionsmittel und die laufenden Kosten leicht quantifizieren lassen, sollte vor allem genau überlegt werden, an welchen sensiblen Punkten eine Digitalstrategie ansetzen kann. Typische Fragen, auf welche sich die Digitalisierung auswirken kann, können sein: Wie ist eine Optimierung des Patientenaufenthaltes (ohne qualitative Einschränkungen für den Patienten) möglich? Welche koordinativen Prozesse lassen sich optimieren? Als weiterer wichtiger Punkt steht die Effizienzmessung: War das Pilotprojekt erfolgreich? Sind die veränderten Abläufe qualitativ messbar?
Weitere Informationen
Wenn Sie weitere Informationen zu diesem Thema wünschen, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung. Auch bei allen anderen Fragen innerhalb der Industriemarktforschung und der strategischen Beratung helfen wir Ihnen gerne weiter.
Der Text wurde geschrieben von Kai Wichelmann
Quellen:
https://www.mckinsey.de/publikationen/digitalisierung-chance-mit-milliardenpotenzial
https://www.bvmed.de/de/technologien/trends/medtech-trends