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Green-Logistics_gross

Green Logistics

Grüne Logistik hat viele Synonyme wie Sustainable Supply Chain Management (SSCM) oder nachhaltige Logistik, aber ein gemeinsames Ziel: Die Umwelt soll geschont und durch Warentransport so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Dieses Ziel schließt untrennbar auch nachhaltige Produktion mit ein. Ein Rechenbeispiel, um ein Gefühl von der Größenordnung zu bekommen:


Ihr Mobiltelefon hat die ganze Welt gesehen, denn es setzt sich durchschnittlich aus 62 chemischen Elementen zusammen. Ein Mobiltelefon enthält etwa 10g Kupfer, 0,1g Titan, 0,05g Cobalt, 0,03g Gold und etwa 0,005g Gallium in Verbindung mit Arsen (Galliumarsenid). Die entsprechenden Abbauorte sind in gleicher Reihenfolge am häufigsten in Chile, Japan, dem Kongo, Australien und Russland. All das kommt zur Weiterverarbeitung in Ost-Asien zusammen, zum Beispiel bei Texas Instruments auf den Philippinen oder bei Osram in Malaysia. Dabei erzeugt die Produktion eines Mobiltelefons zusätzlich einen CO2 Ausstoß von etwa 70Kg (Durchschnittswerte der iPhones 11 bis 5). Das entspricht etwa einer Leerfahrt eines 40t LKWs von Düsseldorf nach Frankfurt (235km bei 300 g/km CO2 Ausstoß des leeren LKWs).


SSCM kann bei diesem Beispiel an zahlreichen Stellen ansetzen:

  1. Lokale Rohstoffe
    SSCM kann bedeuten, Produkte und Produktion so umzustellen, dass diese weniger Rohstoffe beanspruchen, die einen weiten Weg zurücklegen müssen.

  2. Zentralisierte Lieferketten
    Auch kann SSCM bedeuten, viele Weiterverarbeitungsstätten an einem oder wenigeren Orten zu bündeln, idealerweise in der Nähe der Verbraucher.

  3. Nachhaltige Verkehrsmittel
    Den grünsten CO2 Footprint hat das Schiff mit weniger als 50 g/tkm, Güterzüge können über 100 g/tkm ausstoßen, LKWs stoßen bis zu 250 g/tkm aus… Luftfracht verursacht CO2 Emissionen von 600 g/tkm (Langstreckenflüge) bis über 1.800 g/tkm (Inlandsflüge).

  4. Vorausschauende Logistikplanung
    Der Absatz darüber macht es deutlich: Je schneller das Verkehrsmittel und je kleiner die Losgröße, desto umweltschädlicher ist es. Im Umkehrschluss können Emissionen durch vorausschauende Planung eingespart werden. Die Realität in Deutschland ist jedoch, dass der Inlandgütertransport zunehmend umweltschädlicher wird. Im Jahr 2014 war der Transport mittels LKWs beispielsweise für rund 87 Prozent der CO2 Emissionen verantwortlich (1991: 82 Prozent), trug aber nur zu 72 Prozent (1991: 61 Prozent) der gesamten Förderleistung bei (Umweltbundesamt, eigene Darstellung):

 

 
  1. Weniger Leertransport – Export ≈ Import
    Wussten Sie, dass jeder fünfte LKW, den Sie auf der Straße überholen, leer ist? Die Güterverkehrsstatistik in Deutschland 2018 zählt insgesamt 23,8 Mrd. Lastkilometer und 6,6 Mrd. Leerkilometer (nur LKWs), also 6,6 Mrd. Kilometer, die keinen logistischen Mehrwert bringen. Das entspricht grob 15 Mio. t unnützen CO2 Ausstoß. Demnach bedeutet SSCM auch, Leerfahrten zu vermeiden, was z. B. längere Standzeiten mit sich bringen würde und demnach, ebenso wie die Punkte zuvor, eine Geldfrage ist.

  2. Nachttransport – nicht nur CO2 wird emittiert
    Die Supply Chain beinhaltet „am Ende“ die letzte Meile. Im B2C Sektor ist das der Weg zur Haustür des Kunden, im B2B Sektor ist es der Weg zum Point of Sale. Letzterer erfolgt nur selten nachts, unter anderem, weil Points of Sale in Wohnortnähe gewissen Lärmbeschränkungen unterliegen… Am schlimmsten für Anwohner sind LKW Türen, die am stärksten den zulässigen Schalldruck überschreiten. Green Logistics bedeutet nicht nur, sich auf CO2 oder andere schädliche Gase zu konzentrieren. Wie in diesem Beispiel können auch ganz andere Umweltbelastungen Berücksichtigung finden.

  3. Retourenmanagement
    Mit der letzten Meile ist leider nur selten „das Ende“ erreicht, Retouren gibt es ja auch noch – wie bei einem Bergsteiger: nach Erreichen des Gipfels bleibt noch etwas Arbeit übrig. Für Retouren gibt es im E-Commerce grob drei Möglichkeiten. Man kann sie wieder zurück in das Warenwirtschaftssystem eingliedern, man kann sie vergünstigt im Aftermarket anbieten (z. B. in Outlet-Centern) oder man kann sie vernichten. Letzteres soll Berichten zufolge gängige Praxis von Amazon, Otto und Zalando sein. Dieselben Berichte schätzen, dass heute Waren im Wert von 7 Mrd. EUR jährlich in Deutschland vernichtet werden.

Diese sieben Beispiele zeigen einen Teil der Vielfalt rund um Green Logistics und SSCM… Dabei haben wir noch gar nicht über die Arbeitsbedingungen von Lagerarbeiter*innen, Sub-Unternehmer*innen oder anderen Beschäftigten in der Supply Chain gesprochen. Man erkennt schon jetzt, dass SSCM ganzheitlich betrachtet werden muss, dass Organisationen agile, analytische Lösungsansätze entwickeln müssen und dass die kostengetriebene Abwärtsspirale des Klimawandels nur mit einem Mehraufwand an finanziellen Mitteln umgekehrt werden kann.


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Der Text wurde geschrieben von Philipp Rosar


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