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Die Energiewende – Reicht der geplante Ausbau zur Versorgung der Industrie?


Während hierzulande der Ausbau an erneuerbaren Energien durch lange Diskussionen um Abstandsregelungen im Windkraftsektor ins Stocken geraten ist, nimmt der globale Anteil alternativer Energien stetig zu.



Status Quo

Mit 194 Gigawatt sind im Jahr 2019 mehr Anlagen zu Herstellung erneuerbarer Energie errichtet worden als je zuvor. Der größte Anteil davon entfiel auf Photovoltaikstrom, der mit 118 Gigawatt den Löwenanteil aller alternativer Energien ausmachte.

Klimaziele und Innovationsdruck beflügeln den Ausbau erneuerbarer Energien. Hinzu kommt, dass in den vergangenen zehn Jahren die Kosten für die Herstellung regenerativer Energie erheblich gesunken sind. Der größte Preissturz hat sich bei Photovoltaikanlagen zugetragen. Die durchschnittlichen Kosten sind um ganze 83 Prozent gesunken. Bei der Offshore-Windenergie betrug die Preisreduzierung der Anlagen immerhin noch 51 Prozent, bei der Onshore-Windenergie belief sich der Rückgang auf 49 Prozent. Zu beobachten war auch, dass über die Hälfte der weltweit getätigten Investitionen in erneuerbare Energien in Schwellen- und Entwicklungsländern stattfanden.






Die Krux der Klimapolitik

Der Industriebereich trägt mit einem Anteil von rund einem Viertel zu den weltweiten CO2-Emissionen bei. Immer mehr Vorhaben zur Reduzierung dieser Belastung geraten nun auf den Maßnahmenplan von Politik und Industrie. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien erlangt auch die Produktion von grünem Wasserstoff als Energieträger eine immer bedeutsamere Rolle. Denn dieser kann als Speichermedium für den gewonnen Strom dienen und auch für verschiedene Einsatzbereiche, wie beispielsweise für Hochöfen, eingesetzt werden. Die Nachfrage nach solchen „grünen Lösungen“ verhält sich durchaus steigend. Viele Unternehmen sind bestrebt diese neuen Technologien einzuführen, um damit neue Maßstäbe in Innovation und Klimaschutz zu setzen. Doch bei allem positiven Anschein ergibt sich dennoch der Eindruck, dass die politischen Entscheidungen, die diese Entwicklung eigentlich nachhaltig bekräftigen sollten, oftmals eher situativ als zielorientiert getroffen werden.


So ist als Beispiel das jüngst von der deutschen Bundesregierung vorgestellte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu benennen. Das Ziel der „EEG-Novelle 2021“ ist es, die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, dass spätestens ab dem Jahr 2050 der gesamte produzierte Strom klimaneutral ist. Bis zum Jahr 2030 soll dieses Ziel bereits zu 65 Prozent erfüllt werden. Kritiker bemängeln, dass das EEG fälschlicherweise nicht in Betracht zieht, dass der Stromverbrauch im Jahre 2030 höher sein wird als im Jahr 2020 und der geplante Ausbau der erneuerbaren Energien deshalb den zukünftig höheren Bedarf nicht vollständig ausgleichen kann. Geschweige denn, dass ein höherer Anteil von klimafreundlichem Strom erlangt werden kann. Die Neuregelung sieht auch vor, dass eine Förderung der Stromproduktion aus zukünftigen EEG-Anlagen entfällt, wenn der Börsenstrompreis in einem bestimmten Intervall negativ ist. Einnahmen durch produzierten Strom werden somit unsicher und schlecht planbar, was sich schlussendlich auf die Anlagenpreise niederschlagen könnte.


Hier herrscht seitens der Politik noch Nachbesserungsbedarf. Sei es entweder in einer Erklärung, warum solche Beschränkungen existieren oder aber Regelungen zu schaffen, die eine bessere Planbarkeit für Anlagenbetreiber ermöglichen. So zeigt auch die Präsidentin der Europäischen Kommission, von der Leyen, dass man mit neuen, härteren und nicht für jedermann ganz nachvollziehbaren Vorgaben nicht unbedingt auf Verständnis stoßen kann. Erst vor Kurzem vorgestellt, sieht das neue Planziel der EU nämlich vor, bis zum Jahr 2030 die Emissionen der Industrie um 55 Prozent, statt wie bisher kommuniziert um 40 Prozent, zu senken (Referenz-Emissionen von 1990). Dieses Ziel kam überraschend und stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen. Auf die ohnehin schon durch die Corona-Krise betroffenen Unternehmen kommen dadurch hohe Investitionssummen zu, die zu einer starken Zusatzbelastung führen.



Wie geht es weiter?

Weltweit haben sich 87 Regierungen verpflichtet bis 2030 weitere 826 Gigawatt an erneuerbaren Energien zu installieren. Das damit in Verbindung stehende Investitionskapital kommt auf einen Wert von rund einer Billion US-Dollar. Betrachtet man jedoch die letzten zehn Jahre, so konnten weltweit 1.213 Gigawatt mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 2,7 Billionen US-Dollar geschaffen werden. Daraus folgt, dass trotz sinkender Anlagenkosten in den nächsten zehn Jahren ein bedeutend geringerer Ausbau stattfinden wird, als es im gleichen vergangenen Zeitraum der Fall war.











Die Corona-Krise hat zusätzlich dazu beigetragen Entscheidungen zu verlangsamen, was vielerorts den Ausbau ab 2020 ausbremsen dürfte. Der Ausbau ist jedoch nicht nur wichtig, um die definierten Klimaziele zu erreichen, sondern bietet auch eine Chance die Wirtschaft zukunftsorientiert und nachhaltig auszurichten. Für die strikteren Vorgaben, bezüglich der Emissionen, ist ein schnellerer Ausbau sogar essenziell. Die derzeit stark gesunkenen Investitionskosten müssen Anlass sein, den weiteren Ausbau erneuerbarer Energieprojekte als Teil von Konjunkturpaketen voranzutreiben. Wichtig ist es jetzt auch, Anreize zu schaffen und die Unternehmen (gerade jetzt) nicht mit strengeren Vorgaben zu überraschen, damit trotz schwieriger Zeiten eine Planbarkeit gewährleistet werden kann. Es zeigt sich somit, dass die geplanten Investitionen in erneuerbare Energieprojekte und grünen Wasserstoff bei weitem noch nicht ausreichend sind, um die erforderliche Nachfrage zu befriedigen, geschweige denn wettbewerbsfähige Energiepreise zu gewährleisten.



Der Text wurde geschrieben von Rickmer Görner

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