Der informierte Bewerber: Warum die digitale Außenwahrnehmung für Unternehmen immer wichtiger wird
Die Annahme, dass Bewerber eine Art Bittsteller für Unternehmen darstellen, ist veraltet. Gut ausgebildete Bewerber suchen sich Ihre zukünftigen Arbeitgeber selbst aus. Doch was ist, wenn der digitale Fußabdruck des Unternehmens zu wünschen übrig lässt?
Blickt man auf die Generation der Baby Boomer, dann Stand der Begriff der Arbeit als Mittel zum Zweck im Vordergrund. Arbeit wurde als eine Art Aufstiegsversprechen romantisiert, ein Vehikel zum Wohlstand. Doch ist der Arbeitsbegriff heute nicht mehr allein durch Hygienefaktoren wie die monetäre Vergütung geprägt.
Der veränderte Arbeitsbegriff
Die Sinnstiftung der Arbeit steht heute deutlich mehr im Vordergrund. Ebenso das Bestreben einer Anpassung, beziehungsweise einer Integration des Arbeitslebens in das Leben außerhalb des Berufs. Die (gestiegenen) Ansprüche der Arbeitnehmer haben den Taylorismus der Jahrhundertwende, der den Menschen als Ressource zur Verrichtung effektiver (Fließband-) Arbeit definierte, weitestgehend abgelöst. Statt starrer und autoritär geführter Strukturvorgabe, zählen zunehmend Faktoren wie Kooperation, Sinnstiftung, Work-Live-Balance und Agilität.
Typische Diskussionsaspekte heutzutage sind:
- Welche betrieblichen Gesundheitsmanagementfaktoren bietet der Arbeitgeber?
- Gibt es Home-Office Optionen?
- Was ist die Sinnstiftung der Arbeit?
- Wie sind der Führungsstil und die Unternehmenskultur ausgestaltet?
- Wie sieht die örtliche Anbindung aus?
- Wie viel Entfaltungsspielraum wird geboten?
Auf diese Faktoren müssen Unternehmen eine Antwort vorweisen bzw. sich intensiv mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen. Denn: diese Aspekte bekommen zwangsläufig einen Praxischarakter, wenn sie auf Bewertungsportalen, in Kommentaren sowie in Forenbeiträgen diskutiert werden und damit auch auf dem Bewertungsprüfstand stehen. Portale wie Kununu oder Indeed werden zu einem bedeutenden Faktor, da ein schlechtes Ranking heutzutage einen expliziten Impact auf potenzielle Bewerber hat – und damit auch auf das bewertete Unternehmen.
Ein Industrieunternehmen gibt sich offen und arbeitnehmerfreundlich? Die Internet-Community ist hier genauso ehrlich wie gnadenlos, schließlich ist es Usus, dass Arbeitnehmer anonymisiert Bewertungen abgeben können. Während „die Zufriedenen oder Indifferenten“ meistens schweigen, werden dort vor allem kritische Stimmen sichtbar. Auch hier kann sich ein potenzieller Bewerber informieren, um einen Eindruck zu bekommen. Die hier beschriebenen Aspekte müssen nicht Eins zu Eins der Realität entnommen sein, doch ein zweiter Blick ist sinnvoll, wenn gewisse Dinge vermehrt geäußert werden. Jeder zweite Kommentar zielt auf inkompetente Führung ab? Das Gehalt ist unterdurchschnittlich? Die Aufgaben werden als langweilig empfunden? Das alles sind Warnzeichen, die ein Unternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten bringen können gerade, wenn diese Aspekte vermehrt bemängelt werden.
Maßnahmen von Unternehmensseite
Die Frage, die sich stellt, ist: Was kann ein Unternehmen tun? Offenheit ist hier sicher ein wichtiger Schlüssel. Hinderlich sind hier beispielsweise eine ausgeprägte Buddy Kultur, einer veralteten, männlich dominierten Belegschaft. Geisteshaltungen wie: „Das haben wir immer schon so gemacht“ sind für die Verbesserung der Dinge hinderlich.
Es ist daher wichtig eine Fehlerkultur zu implementieren. „Social washing“, also das Unternehmen in jedem Fall in ein kommunikativ positives Licht zu rücken, ist niemals eine Lösung, da die Führung dann vom Empfinden der Belegschaft abgekoppelt ist und die Quittung möglicherweise über schlechte Äußerungen erhält. Prekär ist dies vor allem dann, wenn es sich um eine wettbewerbsintensive, aber sehr personalmangelanfällige Branche handelt. Ein potenzieller Bewerber wird sich dann schon per se für das besser bewertete Unternehmen entscheiden beziehungsweise sich gar nicht erst bei Unternehmen „Xy“ bewerben.
Der Bewerber wird also in der Regel schon mit einem Rucksack voller Informationen zum Gespräch erscheinen. Er wird sich Gehaltslisten angeschaut haben, ebenso Konkurrenzunternehmen und all jene Benefits die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Performt das Unternehmen schlecht, so wird die Bewerbung ausbleiben. „Wir bekommen nicht genug Personal“, ist dann der Satz, der fallen kann, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.
Für einen Erfolg gilt daher:
- Offenheit
- Regelmäßige Mitarbeitergespräche
- Fehlerkultur nicht nur auf dem Papier
- Reflektion der Werte (intern wie extern)
Analysetools externer Dienstleister
Eine gängige Methode bei der DTO Sie als Industrieunternehmen unterstützt, ist das Tool der Imageanalyse (Imageanalyse: https://dto-research.com/de/aktuelles/fachartikel/390-die-imageanalyse-warum-es-fuer-unternehmen-wichtig-ist-sich-mit-dem-markenselbstbild-und-fremdbild-auseinanderzusetzen). Jedes Unternehmen kommuniziert eine eigene Wertekultur und setzt diese in unterschiedlicher Weise in der Praxis um. Deshalb ist es wichtig zu prüfen, ob Werte wie Toleranz, Zuverlässigkeit oder auch hohe Qualität von der Belegschaft (intern) oder Anspruchsgruppen wie Nutzer bestimmter Produkte (extern) in ähnlicher Weise empfunden und gelebt werden, wie von der Unternehmensleitung intendiert.
Folgende Grafik zeigt eine Gegenüberstellung von Gegensatzpaaren anhand einer Skala von 1-4. Hier wurde versucht die angebotenen Produkte eines Unternehmens von externen Anspruchsgruppen bewerten zu lassen.
Semantisches Differential nach DTO (2021)
Weitere Anwendungen, die immer häufiger nachgefragt sind, sind Gehaltsanalysen sowie unterschiedliche Formen des „Social Media Screenings“. Dabei interessiert sich Auftraggeber tendenziell vor allem für das Wettbewerbsumfeld.
Gescreent werden können (u.a):
- die Durchschnittsgehälter nach Tätigkeit und Branche,
- gebotene Benefits,
- oder Social-Media-Aktivitäten.
DTO fungiert hier als Korrektiv, damit Sie sich besser aufstellen können, um sich optimal auf Talente und Bewerber einstellen können.
Sie sind Entscheider in einem Industrieunternehmen und wollen wissen was potenzielle Bewerber umtreibt? Sie wollen wissen wie Sie im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Branche hinsichtlich des Gehalts, der Sozial Media Aktivität und den Benefits aussehen? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.
Der Text wurde geschrieben von Kai Wichelmann