Nachhaltigkeit als Chance: Welche Perspektiven bestehen innerhalb der Medizintechnikbranche?
In der Medizintechnikbranche werden unterschiedlichste Produkte produziert, die wenigsten davon nachhaltig. Auch gibt es aktuell kein definiertes Regelwerk für eine nachhaltige Produktion von Medizinprodukten. Beispiele aus der Textilbranche zeigen, dass es auch anders gehen kann. Dennoch gibt es Innerhalb der Medizintechnikbranche erste Perspektiven, diese liegen unter anderem in optimierten Herstellungsprozessen und der Wiederverwertung von Materialien und Produkten. Die Medizinbranche ist laut internationalen Studien für 4,4 Prozent der weltweiten Schadstoffemissionen verantwortlich. Ein ökologisch verträglicher Fußabdruck sieht anders aus. Doch wie kann sich eine Branche, die momentan offensichtlich nicht nachhaltig wirtschaftet, nachhaltiger aufstellen?
Kein Regelwerk
Es ist der Fall, das Medizinunternehmen die Notwendigkeit erkannt haben sich nachhaltiger aufzustellen. Doch wann kann ein medizintechnisches Gerät als nachhaltig bezeichnet werden? Wenn es mit grüner Energie produziert wurde? Es besonders lange in Gebrauch sein kann? Aus recycelten Bauteilen besteht? Die Definition ist schwierig. Aktuell gibt es in dieser Sache ein zentrales Problem: Ein eigenes Siegel "Nachhaltige Medizintechnik", das Voraussetzungen definiert, gibt es aktuell noch nicht.
Nachhaltigkeitsbewusstsein vor allem in der Textilbranche
In anderen Branchen tut sich deutlich mehr. Vorreiter ist hier die Textilbranche: Nachhaltigkeit wird hier vor allem über drei zentrale Aspekte definiert: Glaubwürdigkeit, Umweltverträglichkeit und Sozialverträglichkeit. Eine Übersicht über Siegel – wie OekoTex – findet sich auf der Seite Siegelklarheit.de. Eine gewisse Skepsis ist allerdings auch hier angebracht. Der sogenannte „End of Line“- Aspekt wird nämlich aktuell von keinem Siegel abgedeckt. Bedeutet, dass Recycling der Produkte wird aktuell noch nicht sichergestellt. Um dem zu entgegnen gibt es mittlerweile Unternehmen, die in Zusammenarbeit mit Textilfirmen durch die Weiterverarbeitung oder längerfristige Nutzung der Textilien, nachhaltiges Handeln in der Praxis zu implementieren.
Reduzierung des Ressourcenverbrauchs
Ein einheitliches Nachhaltigkeitskonzept zu entwickeln ist vor allem deshalb schwer, weil jede Produktgruppe eigenständig bewertet werden muss. Gerade in der Medizintechnik ist es so, dass der Begriff "Medizintechnik" für sehr viele Produktgruppen gilt. Neben Pipetten und Einmalhandschuhen fürs Labor ebenso wie für CT-Geräte und Displays.
Das ist das eine, das andere ist: Wie werden denn Konzepte in Richtung Nachhaltigkeit aktuell umgesetzt? Einige Hersteller, etwa der Laborausstatter Starlab, versuchen ressourcensparender vorzugehen. "Green Officers" werden dafür eingesetzt, dass Nachhaltigkeit von vorneherein auf der Agenda steht. Starlab produziert zum Beispiel Pipetten. Sie bestehen aus Kunststoff und werden nur einige Male gebraucht, bevor sie aussortiert werden. Doch wie können nachhaltige Prozesse nicht nur durch Wiederverwendung, sondern auch durch geänderte Herstellungsprozesse entstehen?
Dem besagten Unternehmen ist es gelungen, bei der Herstellung im Spritzgussverfahren weniger Polypropylen (thermoplastischer Kunstsoff) zu verbrauchen, indem die Pipettenspitze dünnwandiger gestaltet wurde. Die Qualität ist hierdurch nicht eingeschränkt, der Verbrauch des thermoplastischen Kunststoffs konnte jedoch deutlich gesenkt werden.
Perspektive: Krankenhaus der Zukunft
Aktuell wird auch diskutiert wie Krankenhäuser energieefizienter werden können. Ein durchschnittliches deutsches Krankenhaus verursacht pro Jahr zwischen 500.000 – 700.000 Euro an Energiekosten.
- Modelrechnungen und Studien zeigen, dass bei einer Optimierung aller energieverbrauchenden Prozesse im Krankenhaus Einsparpotenziale von 40 Prozent, in Einzelfällen sogar bis zu 50 Prozent, möglich sind (VDE, BUND).
- Hochgerechnet auf alle deutschen Krankenhäuser ergibt sich somit ein Einsparpotenzial von 450 bis 600 Millionen Euro - bei einer gleichzeitigen Vermeidung von 6 Millionen Tonnen freigesetztem CO2
Dosisreduktion und Geschwindigkeitssteigerung bei der Diagnose führen einerseits zu einem gesteigerten Patientenkomfort, andererseits trägt beides zur Nachhaltigkeit im medizinischen Betrieb bei. Die iterative (schrittweise) Dosisreduktion in der Computertomografie mit ihrem geringeren Einsatz an Kontrastmitteln führt zu einer geringeren Strahlenbelastung des Patienten. Gleichzeitig benötigt das Verfahren einen geringeren Röhrenstrom und steigert damit durch geringeren Stromverbrauch die Ökoeffizienz und CO2 Emissionswerte der Technologie.
Weitere Perspektiven ergeben sich durch technologischen Fortschritt und eine insgesamt erhöhte Effizienz: schnellere Signalübertragung bei MRT und CT durch leistungsfähigere Rechner und bessere Bilddatenverarbeitung bei gleichzeitig hoher Rekonstruktionsgeschwindigkeit. Somit kann die Steigerung der Geschwindigkeit zu einer zügigeren Diagnose beitragen, gleichzeitig werden die Interventionszeiten geringer. Kürzere Untersuchungszeiten steigern somit den Patientenkomfort und steigern die Produktivität der medizinischen Prozesse – insgesamt ein Garant für ein umfassenderes Nachhaltigkeitsmodell.
Die Lösung für eine gesteigerte Form der Nachhaltigkeit liegt in den Änderungen des Gesamtprozesses und wird beeinflusst von unterschiedlichen Stellschrauben: Weitergebrauch, technischer Fortschritt, weniger Materialeinsatz und geänderte Herstellungsprozesse. Trotz sichtbarere Erfolge ist es noch ein langer und weiter Weg.
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