Circle Economy: Remanufacturing als Key-Faktor für mehr Nachhaltigkeit in der Medizintechnik

Das Thema Nachhaltigkeit ist überall. Auch die Medizintechnik muss konzeptionell neu denken. Warum es in dieser Branche besonders schwer ist, nachhaltig zu wirtschaften und welche Möglichkeiten es dennoch gibt, diskutiert DTO in diesem Fachartikel.
Alles was sich unter dem Thema Medizin subsumieren lässt, hat ein zentrales Thema: Menschen zu unterstützen, Menschen zu helfen, im Ernstfall auch außer Lebensgefahr zu bringen. An diesen Grundpfeilern lässt sich nur schwer rütteln, deshalb ist es an einigen Stellen schwer, das Ziel der Ressourcenschonung (ein Eckpfeiler von Nachhaltigkeit) immer mitzudenken.

Einwegproduktion als Nachhaltigkeitshemmer

Gerade der Krankenhausmarkt lebt von Einwegprodukten, da der hohe Anspruch an Sterilität die Mehrfachverwendung oft ausschließt, die Folge: Unmengen an Altmaterial und Müll entstehen. Es braucht keinen detaillierten Blick, um abzuleiten, dass diese Systematik nicht besonders umweltfreundlich ist. Doch wo kann angesetzt werden? Letztlich gibt es mehrere Ansätze:

1. Ressourcenschonende Materialen verwenden, anstelle von petrochemischen Materialien wie Kunststoffe oder Lösemittel
2. Prozesse modifizieren/ändern

Der erstgenannte Ansatz ist als eher längerfristig zu sehen, denn: Materialen wie Kunststoff sind in fast jedem technischen Gerät und Medizinprodukt enthalten. Deshalb geht es darum, die Prozesse zu optimieren. In der Forschung erhält der Begriff der Kreislaufwirtschaft immer mehr Einzug. Doch wie kann das gehen?

Eckpfeiler der „Circle Economy“: Remanufacturing

Eine Kreislaufwirtschaft oder Circle Economy soll es ermöglichen, weniger fossile Ressourcen zu entnehmen, Abfallprodukte und Emissionen zu minimieren, Produkte intelligent für ihre Wiederwertung zu gestalten und damit End-of-Life Verluste zu reduzieren. Während Instandhaltung und Reparatur als Standardprozesse zu definieren sind, ist das Remanufacturing ein immer wichtigerer Teil innerhalb der Kreislaufwirtschaft. Recycling ist zumeist die letzte Station und nicht immer nachhaltig.

Remanufacturing als wichtiger Faktor in der Medizintechnik

Im Auftrag der Vanguard AG verglich das Forschungsteam des Fraunhofer Instituts die Neuproduktion eines Elektrophysiologie-Katheters (Herzkatheters) mit einem wiederhergestellten Katheter mit Hilfe des sog. Medical Remanufacturing. Es wurden insbesondere die Auswirkungen auf die globale Erwärmung sowie der Ressourcenverbrauch beider Verfahren miteinander verglichen. Das Ergebnis: Das Medical Remanufacturing reduziert den CO2-Fußabdruck um mehr als 50 Prozent und den Ressourcenverbrauch um mehr als 28 Prozent im Vergleich zur Neuproduktion. Die Studie ist in der wissenschaftlichen Zeitschrift »Sustainability« erschienen. Ein entscheidender Effekt ist die Anzahl der Wiederaufbereitungszyklen. Je mehr Zyklen es gibt, desto mehr positive Effekte.

Der Vorteil des Remanufacturings ist, dass die Qualität des Produktes so hoch wie bei einem Neuprodukt ist. Kunststoffe bestehen aus Hochleistungspolymeren, dies kann im kommunalen Recycling nicht berücksichtigt werden. Das Konzept des Remanufacturings hat auch seine Grenzen. Schließlich ist es hinsichtlich des ökologischen Fußabdrucks sicher besser, ein von vornherein nachhaltigeres Produkt zu verwenden, als Kunststoffe mehrmals aufzubereiten. Aber es ist ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Jetzt muss das Remanufacturing nur noch flächendeckender Einzug in die Praxis erhalten.

Weitere Informationen

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